Die extrem scheue Wildkatze meidet generell strikt den Kontakt zu Menschen und Ortschaften. Jedoch kommt es vor, dass die Mütter ihre Jungtiere in Holzpoltern in Gärten verstecken oder im Gebüsch am Waldrand alleine zurücklassen während sie auf Beutejagd gehen. Nicht selten entdecken Spaziergänger die Kleinen und vermuten, dass diese Hilfe benötigen, weil sie womöglich nicht mehr von der Mutter versorgt würden oder gar ausgesetzt wurden. Mit ihrer dunklen Streifenzeichung auf ockerfarbenem Untergrund erinnern die Jungtiere stark an ähnlich gefärbte Hauskatzen.

Ausgewachsene Wildkatzen sind kaum größer als Hauskatzen, wirken aber durch das dichte, längere Fell kräftiger. Die typische Streifenzeichnung mit dunklem Aalstrich entlang der Wirbelsäule ist bei den jungen Wildkatzen ähnlich kontrastreich wie bei getigerten Hauskatzen, bei erwachsenen Tieren jedoch eher verwaschen und häufig kaum noch als Streifen zu erkennen. Auch der markante buschige Schwanz mit 2-3 dunklen Ringen und stumpfem Ende unterscheidet die erwachsene Wildkatze deutlich von der Hauskatze mit ihrem eher schmalen und spitz endenden Schwanz. Bei jungen Wildkatzen, bei denen die genannten Merkmale noch nicht so deutlich ausgeprägt sind, kann auch die Farbe der Nase als Hinweis auf ihre Herkunft dienen. Während der Nasenspiegel bei Hauskatzen häufig bräunlich oder grau bis schwarz ist, ist dieser bei Wildkatzen auffallend rosa oder fleischfarben ausgeprägt.

Näheres zur Unterscheidung von Wild- und Hauskatze finden Sie unter dem Reiter „Merkmale“ hier.

Erfahrungsgemäß ist es meist nicht das Aussehen, sondern vielmehr das Verhalten, das letztlich den Verdacht weckt, es könne sich bei den getigerten Findelkindern um Wildkatzen handeln. Selbst sehr junge Kätzchen wehren sich in der Regel mit heftigem Knurren, Fauchen, Spucken und Beißen gegen ihre „Helfer“, die die Kleinen schließlich im Tierheim oder bei uns abgeben – nicht selten mit Kratzwunden übersät…

Sollten Sie beim Spazierengehen auf junge Kätzchen stoßen, die die oben genannten typischen Wildkatzenmerkmale aufweisen, verhalten Sie sich bitte absolut ruhig und entfernen Sie sich rasch wieder aus deren Umfeld, um die Tiere nicht unnötigem Stress auszusetzen. Sollten Sie sich in der Situation in irgendeiner Weise unsicher sein, zögern Sie nicht, fachkundigen Rat einzuholen und z.B. bei einer Wildtierstation anzurufen, bevor Sie selbst übereilt handeln und die Tiere im schlimmsten Fall grundlos der Mutter weggenommen werden. Die Handaufzucht durch den Menschen kann die Aufzucht durch die Mutter niemals vollkommen ersetzen!

Verletzte Tiere melden Sie bitte in jedem Fall bei einer nahegelegenen Wildtierstation oder der Polizei, die auch den zuständigen Jäger oder Förster ermitteln und verständigen kann. Wildkatzen sind streng geschützt und dürfen nicht ohne weiteres aus ihrem natürlichen Umfeld entfernt werden!

Auch Wildkatzen-Totfunde sind für wissenschaftliche Zwecke von Interesse und können bei Wildtierstationen oder direkt beim BUND Totfund-Monitoring gemeldet werden (www.wildkatze-rlp.de).